Dienstag, 11. März 2014
19:00 Uhr
Vortragssaal GLS-Bank, Bruderstr. 5a, 80538 München (U-Bahn Odeonsplatz)
in Kooperation mit Forum Ökosoziale Marktwirtschaft (FÖS)

Referent/in:

  • Dr. Sabine Ferenschild, SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kampagne Saubere Kleidung
  • Dirk Sander, Managerfragen.Org e.V., Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V., CSR-Forum im Senat der Wirtschaft e.V.

 

Vom fehlenden Nutzen der Freiwilligkeit: Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie und Ansätze zu ihrer Humanisierung

Die Bekleidungsindustrie gilt als Vorreiterin der Globalisierung. Seit den 1970er Jahren ist sie nahezu flächendeckend aus den klassischen Industrieländern in die sog. Entwicklungsländer abgewandert. Seit den frühen 1990er Jahren überschlagen sich die Berichte aus vielen Produzentenländern zu katastrophalen Arbeitsbedingungen: Niedriglöhne, überlange Arbeitszeiten, fehlende Sicherheit bzw. Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Kinderarbeit, Verhinderung betrieblicher Interessenvertretung sind an der Tagesordnung.

Die großen Bekleidungshändler wie u.a. C&A, H&M oder Otto sind die Auftraggeber der Bekleidungsfabrikanten in den südlichen Ländern. Sie haben seit Mitte der 1990er Jahre eine Politik der freiwilligen sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility – CSR) entfaltet, die aber in der Kritik steht wegen mangelnder positiver Auswirkungen für die Beschäftigten. Die Argumentation der Unternehmen, die Kritik der Kampagne für Saubere Kleidung an den Unternehmen und auch die politischen Regulierungsansätze wurden im ersten Vortrag dargestellt.

Präsentation Dr. Sabine Ferenschild (alle nicht mit einer Quelle versehenen Materialien stammen von Clean Clothes Campaign): Klicken Sie hier


Branchenspezifische Initiativen als Ergänzung zu staatlicher Regulierung als wichtige Komponente einer Werteregulierten Marktwirtschaft

Die heutige Gesellschaft wird durch zunehmend komplexe Herausforderungen für die nachhaltige Entwicklung geprägt, wie dem demographischen Wandel, Ressourcenknappheit oder ökosozial verantwortliches Handeln. Als Ergänzung staatlicher Steuerung interessant sind hier pragmatische und innovative Lösungsansätze in Kooperation zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Solche Initiativen von Unternehmensgruppen und Wirtschaftsverbänden werden oft als Selbst- (und Ko-) Regulierung bezeichnet, allerdings mit sehr gemischten Erfahrungen. Als Verbesserungsansatz interessieren vor allem sogenannte Multistakeholder-Initiativen, in denen divergierende Interessengruppen ihre Kompetenzen und Ressourcen in die Diskussion einbringen, um gemeinsam die Anforderungen an die Geschäftspolitik der Unternehmen in einem Verhaltenskodex festzulegen. Dies kann dem geringen Vertrauen eines Teils der Bevölkerung in ein „Qualitäts-Siegel“ – wie „Bio“ oder „fair-trade“ – entgegenwirken und die Ethikstandards eines Wirtschaftssektors deutlich heben. Im zweiten Vortrag erfuhren wir, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit solche Initiativen gelingen.