28. Januar 2016

Referenten:

  • Dieter Gewies, Bürgermeister a.D., Furth
  • Franz Reicherzer, Stabsstelle Energievision im Landkreis München

Klar ist: München wird sich aus erneuerbaren Energien nicht selbst versorgen können. Wie bei der Ernährung ist die Stadt bei der Energieversorgung auf input u.a. aus der Region angewiesen. Wieder einmal haben wir in zwei Vorträgen vorgesterllt, wie „Energiewende“ geht, im Umland.

Seit den 1990er Jahren engagieren sich der Landkreis München und seine 29 Städte und Gemeinden (331.000 Einwohner) für den Klimaschutz. Nach und nach wurden Erneuerbare Energien bei eigenen Baumaßnahmen integriert, energetische Sanierungen durchgeführt, kommunale Förderprogramme aufgelegt, Umwelttage veranstaltet und Klimaschutzkonzepte erstellt. Mit der einstimmigen Verabschiedung einer „Energievision“ im Jahr 2006 wurde erstmals eine konkrete Zielsetzung für den gesamten Landkreis München formuliert: Bis zum Jahr 2050 sollen 60 % Energie eingespart und der verbleibende Rest ausschließlich durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Nach nun fast 10 Jahren „Energievision“ kann aber nicht darüber hinweg gesehen werden, dass der Landkreis seine eigenen Energieziele nicht erreichen wird, sagt Franz Reicherzer, Leiter der Stabsstelle Energievision im LRA München: Vor allem wegen der boomenden Entwicklung im Ballungsraum München ist der Energieverbrauch des Landkreises von 2005 bis 2010 um 25 % angestiegen, anstatt zu sinken. Deshalb ist beschlossen, die „Energievision“ zu überarbeiten; dazu wird es in 2016 einen einjährigen Findungsprozess – insbesondere auch mit der Wirtschaft – mit mehreren workshops geben. In der Diskussion wurde zum einen die boomende Entwicklung hinterfragt; zum anderen der Fokus auf das Ziel der CO2-Neutralität statt der Einsparung von (erneuerbaren) Energien.

Präsentation Franz Reicherzer: Klicken Sie hier

Wie die Energiewende tatsächlich stattfindet, ist z.B. in der Gemeinde Furth bei Landshut (3.500 Einwohner) zu beobachten: Bürgermeister a.D. Dieter Gewies stellte plastisch vor, wie die Gemeinde es geschafft hat, etwa 90% Wärme und Strom aus erneuerbaren Energien lokal (!) zu erzeugen; die Wertschöpfung solle nämlich im Ort bleiben und nicht nach Saudi-Arabien für Öl „abwandern“. Dabei sind die natürlichen Voraussetzungen in Furth gar nicht so besonders gut. Dort gibt es keine Wasserkraft und auch keinen möglichen Windkraftstandort, das Gemeindegebiet ist mit 21 qkm vergleichsweise klein, und viele größere Gebäude (Rathaus, Dorfzentrum, Krippe, Hort, Kindergarten, Betreutes Wohnen, Seniorenheim, Grund- und Mittelschule, Kloster, Gewerbebetriebe und Gymnasium) sind mit Strom und Wärme zu versorgen. Dazu ist die Gemeinde auch etwas finanzschwach. Schon 1999 hatte der Gemeinderat von Furth beschlossen, dass die Gemeinde zu 1oo% mit erneuerbaren Energien versorgt werden soll, insbesondere mit einem gemeindlichen Holzhackschnitzel-Heizwerk. Für diesen Beschluß waren für den Gemeinderat Ökonomie und Ökologie gleichermaßen wichtig. So ist Furth die erste und damit älteste Energiewendegemeinde in Deutschland.

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  Franz Reicherzer, Stabsstelle Energievision im Landkreis München