Samstag, 23. November 2013
08:00h (Abfahrt) bis gegen 17:00h (Rückkehr)

Referent:

  • Günter Mögele, stellvertretender Bürgermeister

Es gab viel zu diskutieren, anzuschauen und zu bestaunen. Der 2.500-Seelen-Ort Wildpoldsried ist nach 15 Jahren Engagement in Sachen Klimaschutz und Energiewende wirklich innovativ und richtungsweisend; dafür mehrfach regional bis international ausgezeichnet. Heute so, wie ganz Deutschland in zwanzig Jahren dastehen muss!

Eine Ganztages-Exkursion mit dem Bus nach Wildpoldsried nordöstlich von Kempten (Allgäu): Im dortigen Ökologischen Bildungszentrum KULTIVIERT wurde uns zunächst vom stv. Bürgermeister Günter Mögele „WIR Wildpoldsried innovativ richtungsweisend“ präsentiert; anschließend haben  wir auf einem kurzen Spaziergang (im ersten Schnee) u.a. die „Dorfheizung“ (Pellet-Nahwärme), das Biogasnetz mit vier BHKW sowie die PV-Anlagen auf allen öffentlichen Gebäuden angeschaut.

Selbstverständlich ist Wildpoldsried energieautark mittels diverser Erneuerbarer-Energie-Anlagen (Windkraft, Biogas, Photovoltaik, etwas Geothermie) innerhalb des Gemeindegebiets. 60% der Wärme wird erneuerbar erzeugt, 500% des Stroms: Errichtet unter finanzieller Beteiligung der Bürgerschaft und mit hoher Akzeptanz der Nachbarn; „nicht-vor-meiner-Haustür“ ist unbekannt. Die sieben Windräder auf Wildpoldsrieder Gemarkung sind ausschließlich im Eigentum Wildpoldsrieder Bürger; Fremdinvestoren will man nicht. Die Windräder sind – wenn nicht gerade Nebel herrscht, wie bei unserem Besuch – von weitem sichtbar (135m Nabenhöhe); sie erzeugen zusammen 25 Mio. kWh Strom pro Jahr; die Gemeinde-Haushalte verbrauchen aber nur knapp 7 Mio. kWh.

Bemerkenswert sind auch die kommunalen Bemühungen um’s Energiesparen: „Stromsparjahr“ (prämiert wird der Strom-Haushalt mit der höchsten Stromsparquote), Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, Bezuschussung von Thermografien zum Auffinden von Haus-Wärmeverlusten, Austauschaktion von Heizungs-Umwälzpumpen, gezieltes Energiemanagement kommunaler Gebäude, Verleih kostenloser Strommessgeräte, Winter-Befliegung des Dorfes zur Feststellung noch ungenügender Dachdämmung, Energiebildung (z.B. Energiewoche im Kindergarten) und kostenlose Energieberatung für jeden Bürger.

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Das Tollste: Jeder Wilpoldsrieder Haushalt ist direkt oder indirekt beteiligt: Sei es als Mitinhaber einer EE-Anlage, als Benutzer des Naturbadesees oder der neuen Kita, die sich die Gemeinde leisten kann, oder der Sporthalle vom Feinsten. Denn alle packen mit an und haben eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität. Beispielhaft: Dank der hohen Überschüsse aus der PV-Energieproduktion konnte sich der Sportverein diese Halle leisten, bietet alle Arten von Sport für 30 Euro Jahresbeitrag (!) an und die Kommune muss den Verein nicht mehr subventionieren – und wenn die Solaranlage auf dem Dach verschmutzt ist, kommen alle Mitglieder mit dem Mob zum Saubermachen. „Das macht Mut!“, so Dr. Helmut Paschlau, Projektleiter des Themenschwerpunktes „Mutbürger für Energiewende!“.