in Kooperation mit Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft Green Budget Germany (FÖS)

 

22. Februar 2018

Referent: Philipp Godron, AGORA-Energiewende, Berlin; Projektleiter Internationale Energiepolitik

Deutschland sieht sich beim Klimaschutz als Vorreiter. Bis 2020 sollen die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen um 40 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Dieses Ziel hat die große Koalition bereits 2007 im Integrierten Energie- und Klimaprogramm festgelegt; seither wurde es – auf Branchen heruntergebrochen – immer wieder bekräftigt, zuletzt auch in den Sondierungsgesprächen für eine neue Regierung; wieweit es durch die neue Bundesregierung bestätigt und mit konkreten Maßnahmen unterfüttert werden wird, bleibt abzuwarten.

Doch die Lücke zum Ziel ist groß. Im Jahr 2016 lag die Emissionsminderung bei (zu geringen) minus 28 Prozent verglichen zu 1990; die Differenz zum 2020-Ziel beträgt 150 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Der im April 2017 vorgelegte Klimaschutz-Projektionsbericht der

Bundesregierung prognostiziert, dass die bereits beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen dazu führen werden, dass die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 (nur) um 35 Prozent sinken. Lag 2016 die durchschnittliche globale Erderwärmung gegenüber vorindustrieller Zeit schon bei +1,3 Grad Celsius, so ergäbe rechnerisch die 30-jährig gemittelte Steigerung von +0,1 Grad C/a eine Erderwärmung von +1,5 Grad C bereits in 2018/2019 und von +2 Grad C in 2025!

Erschwerend kommt hinzu: Der Projektionsbericht der bisherigen Bundesregierung geht von veralteten Annahmen aus: Die tatsächliche Entwicklung in etlichen, für den Treibhausgasausstoß relevanten Bereichen wird nämlich deutlich unterschätzt. Dies hat Agora Energiewende auf Basis neuerer Zahlen vor kurzem erneut aufgezeigt. Das Ergebnis ist (leider), dass die Klimaschutzlücke deutlich größer ist als bislang gedacht.

Die neue Bundesregierung wird daher kurzfristig ganz erheblich nachlegen müssen, will sie zumindest noch in die Nähe des 2020-Klimaschutzziels von -40% kommen. Notwendig ist ein konkretes Sofortprogramm, das noch im ersten Halbjahr 2018 beschlossen werden muss, um bis 2020 noch einige Wirkung entfalten zu können.

Zugleich gilt: In Deutschland steht nun, mit Blick auf die kommende Dekade, die zweite Phase der Energiewende an. Jetzt geht es darum, nicht nur die Strom-, sondern auch eine Wende in allen Sektoren, namentlich in der Wärme- und Mobilitätswende, anzuschieben – um auch die ökonomischen Chancen einer umfassenden Energiewende entschlossen zu nutzen. Auf bisherigen Erfolgen beim erneuerbaren Strom sollten wir uns nicht ausruhen, wenn Deutschland im globalen Wettlauf um in den Zukunftsmärkten der Energiewendetechnologien die Nase vorne haben will. So haben etwa China und Kalifornien bei Erneuerbaren Energien und der Elektromobilität jüngst sehr ehrgeizige Ziele beschlossen – und mit konkreter Politik unterlegt.

Vor diesem Hintergrund zeichnet die führende Agentur „Agora Energiewende“ das „Big Picture 2020/2030“ und legt erneut fundierte Vorschläge vor, wie ein zukunftsweisendes „Gemeinschaftswerk Energiewende“ gleichzeitig Versorgungssicherheit, ökonomischen Erfolg und Klimaschutz gewährleisten kann.

Präsentation Philipp Godron, AGORA-Energiewende, Berlin; Projektleiter Internationale Energiepolitik: Klicken Sie hier