Dienstag, 6. November 2018

Referentin: Dr. Julia Schwaiger

Kunststoffe sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Weltweit werden derzeit jähr-lich über 300 Mio. t produziert. Sie bieten im praktischen Gebrauch einerseits viele Vorteile. Andererseits können sie aber auch bei unsachgemäßer Entsorgung oder durch achtloses Wegwerfen enorme Probleme verursachen. So gelangen nach aktuellen Schätzungen über 12 Mio. t Kunststoffabfälle in die Weltmeere. Ein Großteil davon stammt aus dem Binnen-land und wird über Flüsse in die Ozeane eingetragen.
Die Meeresverschmutzung durch Plastik ist derzeit in aller Mund und bewegt die Gemüter, insbesondere, wenn tote Wale oder Vögel an den Stränden angetroffen werden, deren Mä-gen mit Plastik gefüllt sind. Das Problem ist, dass Kunststoffe (synthetische Polymere) im Wasser nicht abgebaut werden, sondern auf Grund von Zersetzungsprozessen zu sogenann-tem Mikroplastik zerfallen, das über hunderte von Jahren im Wasser verbleiben kann. Ein weiteres Problem stellen möglicherweise die bei der Herstellung von Kunststoffen verwen-deten Additive, wie Weichmacher oder Flammschutzmittel dar.
Außerdem können Mikroplastikpartikel aus Kunststoffbekleidung, Reinigungsmitteln oder Kosmetika über das Abwasser und die Kläranlagen in die Flüsse gelangen. Eine weitere Ein-tragsquelle kann der Abrieb von Kunststoffprodukten wie z.B. Reifen darstellen, der über Windverfrachtungen oder sog. Regenauslässe in der Kanalisation direkt in die Flüsse gelangt. Je nach Quelle wird wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden. Unter Mikroplastik versteht man Kunststoffteilchen, deren Durchmesser kleiner 5 mm be-trägt.
Das Vorkommen von Mikroplastik in den Weltmeeren ist schon seit den 1970-er Jahren be-kannt. Binnengewässer werden erst seit Kurzem auf Mikroplastik untersucht. Die Erfor-schung möglicher Auswirkungen auf Tiere in Flüssen und Seen steht noch ganz am Anfang.
Anfang 2014 hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ein umfangreiches Forschungsprojekt zum Thema Mikroplastik in Bayerischen Gewässern ge-startet. Das Projekt wird vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Zusammenarbeit mit der Uni-versität Bayreuth und der TU München durchgeführt und verfolgt drei Schwerpunkte:
1. Die Entwicklung standardisierter Nachweismethoden.
2. Untersuchung ausgewählter Flüsse und Seen sowie den Ablauf von Kläranlagen auf eine Belastung durch Mikroplastik und
3. Mögliche Auswirkungen auf Gewässerorganismen.
Inzwischen liegen erste Ergebnisse vor.
Frau Dr. Julia Schwaiger, die das Vorhaben beim LfU Bayern leitet, wird die Ergebnisse prä-sentieren. Anschließen werden wir diskutieren, welche Forderungen an die Politik sich dar-aus ergeben und was jede(r) Einzelne zur Lösung dieses Problem beitragen kann.

Zur Person: Dr. Julia Schwaiger
Nach dem Studium der Tiermedizin und anschließender Promotion an der LMU München nahm Dr. Julia Schwaiger 1989 ihre Tätigkeit an der damaligen Landesanstalt für Wasserforschung auf. 1994 erfolgte die Ernennung zur „Fachtierärztin für Fische“ durch die Bayerische Landestierärztekammer. Heute leitet Dr. Schwaiger am Bayerischen Landesamt für Umwelt das Referat Aquatische Toxikologie und Pathologie und hat zugleich die betriebliche Leitung der Dienststelle Wielenbach inne. Während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn befasste sich Dr. Schwaiger mit den Auswirkungen von Spurenstoffen, darunter Arzneimittel und hormonell wirksame Stoffe, auf Fische. In den letzten Jahren beschäftige sie sich darüber hinaus intensiv mit dem Thema Mikroplastik in Binnengewässern sowie daraus resultierenden Konsequenzen für aquatische Organismen.

Hier finden Sie die Vortragspräsentation von Frau Schwaiger.