in Kooperation mit  BenE München e.V. - Regionales Kompetenzzentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Forum ökologisch-sozilae Marktwirtschaft e.V.

Donnerstag, 08.10.2015
19:00 Uhr
Alter Rathaussaal, Marienplatz 15, München (ÖPNV „Marienplatz“)

Referent: Prof. Dr. Markus Vogt, Katholisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU)

Laudato Sì - Sei gepriesen, Herr! Ein Kirchenlied von Franz von Assisi aus dem Jahr 1225. Romantisiert im 18. Jh; heute ein Ohrwurm in unzähligen Gottesdiensten, ein Schlager auf italienischen Straßen.

„Laudato Si` – über die Sorge für das Gemeinsame Haus“

So lautet der Titel der „Umwelt-Enzyklika“ des Papstes in der deutschen Übersetzung – 170 Seiten aufrührender Text in der Buchfassung. Die Enzyklika erscheint in einem Jahr, 2015, in dem die Weltgemeinschaft wichtige Entscheidungen über globale Entwicklungsziele und ihre Realisierung treffen muss. Sie ist zentrale Stimme der katholischen Kirche im Vorfeld der UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Adidas Abeba im Juli 2015, der UN-Konferenz zur Festlegung der globalen Entwicklungsziele – der Sustainable Development Goals – in New York am gerade vergangenen 25.09.2015 und der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015. Sie richtet sich „an alle Menschen, die guten Willens sind“.
In deutlichen Worten mahnt Papst Franziskus zur Umkehr der Menschheit in ökologischen Fragen und in Sachen Nachhaltigkeit. Und zwar zu sechs Schlüsselthemen wie Luft/Erde/Klima, Wasser, Biodiversität, dem Verfall sozialer Beziehungen, der Globalen Ungleichheit und der Schwäche der Antwortsuche. Er fragt nach der Schuld (!) am vom Menschen gemachten (!) Klimawandel und klagt die reichen Gesellschaften des Westens an.

Die Schwachen und Benachteiligten auf unserem Globus sind diejenigen, die unter den Auswirkungen des ungerechten Wirtschafts- und Finanzsystems am meisten leiden. Die Enzyklika stellt den Zusammenhang von Armut, Entwicklung und Ökologie aus sozialethischer Sicht dar:
Franziskus‘ Kritik wendet sich explizit gegen die Vergötterung des Marktes und die Gier nach maximalem Profit; dass die Politik den Primat über die Wirtschaft verloren habe und sich freiwillig dem Finanzwesen unterordne; und dass die Gesellschaften in den reichen Nationen nicht bereit seien, ihr Konsumverhalten zu ändern. Es gehe nun um weltweit neue politische und gesetzliche Rahmenbedingungen, die das Recht aller Menschen auf Leben und gesundes Umfeld schützen.
Diese Enzyklika ist ein „starkes Stück“. Der Papst ruft tatsächlich zur „Revolution“ auf: „Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten!“

Un-erhört.

Rd. 120 TeilnehmerInnen haben sich das erklären lassen, in unserer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 08.10.2015 im prachtvollen Saal des Alten Rathauses. Wer könnte nicht besser über die Enzyklika berichten als ein katholischer Sozialethiker und Jesuit – und einer, der an der Entstehung dieser Enzyklika nicht ganz unbeteiligt gewesen sein dürfte?! Prof. Dr. Markus Vogt, Katholisch-Theologische Fakultät, Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU).
Ein eindrucksvoller Vortrag, großer Applaus.

Und eine kritische Diskussion, im Kern zu zwei Punkten:

  • Bedarf es einer „Handlungsanleitung Nachhaltigkeit“, die nicht nur den unscharfen, vielfach mißbrauchten Begriff erläutert und zum richtigen Handeln übersetzt?
  • Ja, sagte Vogt, er würde das als „vierte Säule“ der Sozialethik befürworten.  

  • Was macht die Katholische Kirche denn jetzt – als Institution und in ihren Gliedern? War’s das? Eine aufrüttelnde Bestandsaufnahme, aber wenig Konsequenz?
  • Viele katholische Gemeinden, viele ihrer Mitglieder tun schon viel – z.B. in Sachen Energiewende –, die Katholische Kirche als Institution aber zu wenig und zu spät; auch das sagte Vogt.


Präsentation Prof. Dr. Markus Vogt: Klicken Sie hier

Manuskript Prof. Dr. Markus Vogt: Klicken Sie hier

 

 

Diese Veranstaltung fand statt im Rahmen des 9. Münchner Klimaherbstes