Notwendigkeit und Chance integraler Konzepte am Beispiel der Isar
von Franz Jakob

Wasser ist Leben, Leben kommt aus dem Wasser und ist auf Wasser angewiesen. Von daher siedelt der Mensch schon immer in der Nähe von Flüssen und Seen und er nutzt Wasser auf vielfältige Art und Weise. Und Leben ist Konflikt: Aufgrund divergierender Interessen verschiedener Nutzer sind Konflikte vorprogrammiert; beispielsweise wünscht der Wassersportler freie Fahrt, der Stromkonzern möchte ein Kraftwerk an das andere reihen und aus Naturschutzsicht werden Forderungen nach ungestörter Ruhe für Brut-Vögel laut.  Wie können derartige Konflikte entschärft werden? Und: gibt es statt einem „Entweder-oder“ gar ein ideales  „Sowohl-als-auch“, bei dem keine Anforderung auf der Strecke bleibt?

Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende mit dem Abschalten der Atomkraftwerke und deren Ersatz durch regenerative Energiequellen wie zusätzlichen Wasserkraftwerken auch für die Isar  stellt sich diese Frage neu. Können wir den anstehenden Wandel meistern, einen Wandel den der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltänderungen (WBGU) als „Große Transformation“ bezeichnet?

1924 ging mit dem von Isarwasser gespeistem Walchenseekraftwerk Europas größter Elektrizitätserzeuger ans Netz. Erkauft wurde die im Zuge der Energiegewinnung und des Hochwasserschutzes vollzogene Umgestaltung der Isar mit einer Wandlung vom wilden Naturfluss zu einem wenig attraktiven Kanal mit Stauseen, Wehranlagen und einer stetig ansteigenden Zahl von Wasserkraftwerken. Diese mit Verschandelung und Missachtung naturschutzlicher Belange einhergehende Verwandlung der Isar führte schon Anfang des letzten Jahrhunderts mit dem „Isartalverein“ zu Gegenreaktionen. 1993 gelang es gegen anfänglich erhebliche Widerstände mit einem  Bündnis verschiedener Naturschutzorganisationen, der „Isar-Allianz“ und anderen, eine Renaturierung der Isar an verschiedenen Flussabschnitten durchzusetzen. Ein Beispiel ist das 2011 abgeschlossene und viel gelobte Modellprojekt Isarplan im Stadtbereich von München, das von der Großhesseloher Brücke bis zum Deutschen Museum reicht. Für die Zukunft stehen weitere streitige Fragen der Gestaltung der Isar an: Soll und kann – wenn ja, wie – die Isar im weiteren Verlauf nach Norden, durch München hindurch, in Einklang mit städtebaulicher und kultureller Nutzung renaturiert werden? Schaden weitere Wasserkraftwerke den Fischbeständen? Und: Wäre ein neuer, architektonisch aufregender Konzertsaal im Fluss ökologisch vertretbar?

Die Herausforderungen für große Transformationen wie die Energiewende oder gar die Wende zu einer nachhaltigen Gesellschaft sind enorm. Vom Wissen über die Motivation zum Handeln ist die Devise. Wir brauchen Dialog und Partizipation, um verteiltes Wissen, Erfahrungen und Betroffenheiten nutzbar zu machen. Ein Element scheint noch zu fehlen, wenn uns wirklich eine große Transformation bevorsteht: Die neolithische Wende vom Jagen und Sammeln zur Sesshaftigkeit voraussetzenden Landwirtschaft einerseits und die Transformation zur Industriegesellschaft andererseits gingen mit einem Bewusstseinswandel einher. Meine These: Heute steht die Menschheit hinsichtlich Klimawandel und Rohstoff-/Energie-/Naturnutzung mitten in einem Wandel zum integral-nachhaltigen Bewusstsein; wer hätte sich beispielsweise noch vor wenigen Monaten vorstellen können, dass im Rahmen der Klimaverhandlungen im Südafrikanischen Durban im Dezember 2011 China namhafte Vorstöße unternimmt?

Ich wünsche mir, dass Die Umwelt-Akademie in ihrer Arbeit 2012 die anstehende Transformation u.a. an den Beispielen Energiewende und Isar-Nutzung beleuchtet.

Bezüglich dieser Thematik plant die Umwelt-Akademie folgende Veranstaltungen:

  • Am 08.02.2012 wird Dr. Nico Döring, der Mitbegründer und Motor der „Isar-Allianz“, in einem Kamingespräch in der Schweisfurth-Stiftung über „Visionen für eine lebendige Isar (Integrale Konzepte zur Sanierung, Gestaltung und Nutzung der Isar)“ sprechen (lesen Sie auch unter "Veranstaltungen/Ausblick").
  • Am 24.03.2012 wollen wir im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Mutbürger für Energiewende!“ Naturschutz und Wassernutzung der Isar „anfassen“: Dr. Nico Döring wird uns die Renaturierung der Isar vor Ort erklären und e.on-Wasserkraft wird uns durch das Wasserkraftwerk Mühlthal führen (zuvor kann man vom Kloster  Schäftlarn aus nach Mühlthal auf dem Isarkanal-Damm wandern und sich hinterher im Gasthaus Mühlthal bei einer zünftigen Brotzeit kräftigen)(lesen Sie auch unter "Veranstaltungen/Ausblick").
  • Ende 2012 oder Anfang 2013 wollen wir uns von der „Isar-Allianz“ erklären lassen, was das bei der EU-Kommission, Generaldirektion Umwelt, in Brüssel beantragte Internet-basierte  „Losar (LISAR)“ ist und will.

Förderer:

             
 
 

 

Auszeichnungen:

        PHINEO Wirkt Siegel   
 
www.landesstiftung.bayern.de    Bayerische Klima-Allianz
 

Transparenz: